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Auseinandersetzung mit dem Text von Claus Altmayer

17.01.2014 19:33

"Von der Landeskunde zur Kulturwissenschaft – 

                                               Innovation oder ModeTrend?"

 

Was ist Landeskunde überhaupt?

Landeskunde handelt von der Erforschung eines Landes oder einer Region in historischer, wirtschaftlicher, sozialer, politischer und kultureller Hinsicht. Es geht um Gesellschaft, dem Leben, das Verhalten, Glaube, Einstellungen, die Weltbilder und Wertesysteme von Menschen einer Zielkultur. Landeskunde erfasst mehr als Faktenwissen, es geht darum, Einblick in Zusammenhänge, in das Denken, Handeln und Wahrnehmen von Menschen zu gewinnen.

è  Alles was man braucht, um sich in einem fremden Land weniger fremd zu fühlen!

Was ist Kulturwissenschaft?

Kulturwissenschaft, klärt was man unter Kultur versteht bzw. verstehen will und vielleicht auch muss. Die Kulturwissenschaft sei eine Art innovatives interdisziplinäres Projekt, bei dem es darum ginge, subjektive Sinnzuschreibungen und damit die Perspektive der Subjekte und deren deutenden Zugang zur Welt gegenüber den objektiven Strukturen in den Humanwissenschaften stärker zur Geltung zu bringen.

 

Auf dem Dilemma der Landeskunde begründet sich die Kulturwissenschaft?- Wie sieht Altmayer Landeskunde als Kulturwissenschaft?

Altmayer ist der Ansicht, dass Landekunde in unserer schnelllebigen und globalisierten Welt zwar zu einer zur alltäglichen Erfahrung geworden ist, dass die Landekunde allerdings nicht in der Lage sei, sich den globalen Herausforderungen wirksam zu stellen und Menschen zum Verstehen des interkulturellen Wissens zu bewegen. Und dabei hatte die Landeskunde es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur Fakten und Zahlen zu predigen, sondern sich vor allem mit 'kulturellen Deutungsmustern' auseinanderzusetzen. Ursprünglich wollte sie dazu befähigen, das, was vertraut ist, in  Frage zu stellen und verfügbare Muster umzustrukturieren oder zu erweitern. Somit lehrt sie, sich mit Fakten kritisch auseinander zu setzen. Altmayer unterstellt, wenn auch unterschwellig, dass sie diesem Anspruch an sich selbst jedoch nicht immer und nicht mehr oft gerecht werde, da Landeskunde keine ausreichende Antwort auf kulturelle Probleme und Konflikte mehr findet.

„(…) das Erlernen einer fremden Sprache kommt ohne die inhaltlichen, ‘kulturellen’ oder bedeutungsbezogenen Aspekte von Sprache, die wir mit ‘Landeskunde’ ja meinen, nicht aus. Andererseits aber bestehen doch einige Unklarheiten und Unsicherheiten in Bezug auf die konkreten Zielsetzungen, die Inhalte, die didaktisch-methodischen Vorgehensweisen, die Lernmaterialien, die Lernerfolgskontrollen usw. (…) Handelt es sich lediglich um eine geringfügige Erweiterung dessen, was wir früher ‘kommunikative Kompetenz’ genannt haben und damit um eine rein pragmatische, auf Alltagssituationen bezogene Fähigkeit zu ‘erfolgreichem’ und ‘reibungslosem’ Kommunizieren mit Angehörigen der Zielsprachenkultur? Oder handelt es sich doch eher um eine übergeordnete Schlüsselkompetenz und Querschnittaufgabe, bei der nicht nur der Fremdsprachenunterricht, sondern alle Bildungsinstitutionen und alle Schulfächer gleichermaßen beteiligt und gefordert sind?2 Und wenn letzteres der Fall ist (wofür vieles spricht), lässt sich dann eine solche übergeordnete Zielsetzung überhaupt noch auf die konkreteren Belange des Landeskunde-unterrichts herunterbrechen?“

 

Welchen Kulturbegriff verwendet Altmayer? Wie begründet er die Verwendung dieses Kulturbegriffs?

Einerseits versteht man unter Kultur, die Werke, Resultate und öffentlichen Darstellungen der Kunst, Philosophie, Literatur, Musik und der Schauspielerei. Der erweiterte’ Kulturbegriff  umfasst auch sogenannte Populär-Kultur wie Comics und Popmusik, da sie ebenfalls Inbegriff von Gestaltung oder Artefakten sein können. Alles in allem ist Kultur das, was in der Lage ist zu gestalten.

Kultur besteht des Weiteren auch als eine ethnisch oder national definierte Gemeinschaft von Menschen innerhalb eines kollektiven Orientierungssystems, welches das Verhalten, die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen und Kommunizieren der Mitglieder dieser Gemeinschaft gleichförmig regelt. Auch mit der Vorstellung von dem. Was KULTUR ist, ist Altmayer nicht zufrieden. Er hält den Begriff für unzeitgemäß, weil in Zeiten der globalen Vernetzung die Bedeutung ethnischer und nationaler Kategorien nicht mehr so völlig einseitig im Vordergrund stünde und weil der Begriff eine Homogenität ethnisch-nationaler Gesellschaften nach innen unterstelle, die es so wahrscheinlich noch nie gegeben habe.

Der dritte, nach Altmayer am ehesten brauchbare Begriff von ‘Kultur’ geht davon aus, dass mit ‘Kultur’ weniger die Ebene des (beobachtbaren) Verhaltens von Menschen, sondern eher die Ebene der (verstehbaren) Bedeutungszuschreibungen gemeint sei.

Altmayer verweist somit auf Geertz, der ‘Kultur’ als das “selbstgesponnene Bedeutungsgewebe” definierte, in das Menschen verstrickt wären, ohne dass sie sich ihres Tuns unbedingt immer bewusst sein müssen. Demnach erschließe sich Kultur nur durch einen verstehend-interpretativen, nicht aber einem erklärend-analytischen wissenschaftlichen Zugang.

 

Wir deuten die gemeinsame Welt und Wirklichkeit und orientieren uns handelnd in dieser Wirklichkeit auf der Basis von Mustern, die wir im Verlauf unserer Sozialisation erlernt haben, die wir in der Regel in Diskursen als allgemein bekannt und selbstverständlich voraussetzen, die aber auch selbst jederzeit zum Gegenstand diskursiver und kontroverser Deutungsprozesse werden können.

 

WAS SIND IN DIESEM ZUSAMMENHANG KULTURELLE DEUTUNGSMUSTER?

Wenn im Rahmen der Landeskundedidaktik des Faches Deutsch als Fremd-sprache von ‘deutschen Deutungsmustern’ die Rede ist, dann bezieht sich dies ausschließlich auf die deutsche Sprache. ‘Deutsche Deutungsmuster’ sind demnach solche Muster, die in deutschsprachigen Diskursen zur deutenden Konstruktion von Wirklichkeit verwendet werden, und zwar unabhängig von ihrer ‘ursprünglichen’ Herkunft. ‘Kultur’ als Vorrat an Deutungsmustern wirkt sich auf die Individuen nicht prägend oder gar determinierend aus, sondern funktioniert eher als eine Art offener Fundus, der auch jederzeit neue, bislang nicht bekannte Muster einführen kann, die allezeit selbst zum Gegenstand kontroverser Bewertung werden können. Bei der Kommunikation zwischen Angehörigen unterschiedlicher Ausgangssprachen, kann es zur Diskrepanz der verfügbaren Muster kommen, da Wissen in der alltäglichen Kommuniktion oftmals als selbstverständlich vorausgesetzt wird, was es oftmals allerdings nicht ist.

-----> hier liegt die Basis für das, was wir ‘landeskundliches’ oder ‘kulturelles’ Lernen im Fremdsprachenunterricht nennen.

Verstehensprobleme entstehen v.a. durch das, was wir während der Kommunikation nicht sagen, was wir aber als allgemein bekanntes (kulturelles) Wissen voraussetzen. Landeskunde als Kulturwissenschaft soll solche Verstehensprobleme minimieren helfen. Es braucht neue Konzepte, die weniger komplex und leichter nachvollziehbar sind. Tiefergehende Verstehenskompetenz für Lerner. Fremdsprachige Texte und Diskurse besser verstehen.

 

 

WELCHER ZUSAMMENHANG ZWISCHEN TEXTVERSTEHEN UND KULTURELLEM LERNEN WIRD VON ALTMAYER HERGESTELLT?

Im FSU stellt Landeskunde die Vermittlung von kulturellem Hintergrundwissen über ein Land, dessen Sprache man lernt, dar. Zur Behandlung landeskundlicher Themen und der Erschließung einer anderen Kultur bedarf es des Einsatzes von Bildmaterialien und Sachtexten. Landeskunde im fremdsprachlichen Deutschunterricht bedeutet demnach zweierlei:

a)         Zugänge zu einer fremden Welt öffnen und sich durch Auseinandersetzung mittels eines Text-oder Bildmaterials diese             Welt und ihre vielfältigen historisch und sozial verankerten Perspektiven zu erschließen

b)         Austausch mit anderen Rezipienten, um seine eigene Position bewusst zu werden und seine eigenen kulturellen             Prägungen kennenzulernen und gleichsam auch gegenüber neuen Sichtweisen tolerant zu sein.

Natürlich gibt es keine Garantie, dass die Deutungsmuster, die der Leser eines Textes abruft, tatsächlich diejenigen sind, die der Text (der Autor, der Sprecher) fordert. Es besteht daher die Notwendigkeit, die angewandten Deutungsmuster in Frage zu stellen, umzustrukturieren und andere auszuprobieren. Der Lerner ist somit in der Lage, Texten einen kulturell angemessenen Sinn zuschreiben und dazu angemessen (kritisch oder affirmativ) Stellung nehmen können. Ist man dazu in der Lage, spricht man von ‘kulturellem Lernen’!

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